Beschäftigte der Uni Göttingen fordern Neustart für sichere Arbeitsverhältnisse
Göttingen, 29. August 2019
Nach der gescheiterten Neubesetzung des Göttinger Universitätspräsidiums sowie dem Rücktritt des Vorsitzenden des Stiftungsrats verlangen nun Beschäftigte der Universität, die Umbruchsituation für eine grundlegende Neuausrichtung zu nutzen. Die Initiative „Uni Göttingen unbefristet“ fordert, sich mit einer umfassenden Entfristungspolitik für alle Beschäftigtengruppen als attraktiver Arbeits- und Lernort mit hoher Kontinuität in Forschung und Lehre zu positionieren.
Lydia Brenz, Sprecherin der Initiative Uni Göttingen Unbefristet nimmt hierzu Stellung:
„Es gilt nun die Krise als Chance zu nutzen. Statt wie in der Vergangenheit Ressourcen für fragwürdige Exzellenzstrategien zu vergeuden, benötigt die Uni Göttingen jetzt dringend eine Neuorientierung auf gute und verlässliche Forschung und Lehre. Das lässt sich nur mit langfristig gesicherten Beschäftigungsverhältnissen erreichen.“
Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen an der Universität Göttingen sind zu ca. 90% befristet angestellt, Mitarbeiter*innen in Technik und Verwaltung zu 27%. Die Initiative Uni Göttingen Unbefristet hat sich im Juni 2019 gegründet und setzt sich für eine umfassende Entfristung des wissenschaftlichen und wissenschaftsunterstützenden Personals ein. Sie fordert, bei den jetzt erforderlichen Neubesetzungen, alle Statusgruppen maßgeblich miteinzubeziehen.
Brenz weiter: „Die Gruppen, die das universitäre Leben erheblich prägen und tagtäglich am Laufen halten, wurden bei der Entscheidungsfindung bisher nur marginal beteiligt. Ihre Interessen kamen in der Universität in den letzten Jahren sowie bei der Neubesetzung deutlich zu kurz. Ohne Angestellte läuft an der Universität in Lehre und Forschung nichts, daher ist es unverständlich, dass die Verbesserung der Arbeitsbedingungen keine Rolle spielt.“
Kettenbefristungen und häufige Personalwechsel belasten die Qualität der universitären Forschung und Lehre massiv. Anstatt Forschungsvorhaben umzusetzen, müssen Angestellte Projektanträge schreiben, um neue Stellen für sich einzuwerben. Anstatt gute Lehre zu garantieren, müssen sie sich auf neue Stellen bewerben. Die festangestellten Beschäftigten werden zudem durch den ständigen Personalwechsel in ihren Abteilungen über Gebühr belastet.
„Die große Aufmerksamkeit, die der Uni Göttingen derzeit zu Teil wird, sollte diese nutzen, um sich öffentlich als Vorreiterin für gute Arbeitsbedingungen im Wissenschaftsbereich zu positionieren. Mit einer solchen Zukunftsstrategie ließe sich auch das mediale Debakel der letzten Wochen positiv wenden und die Göttinger Universität gewänne bei Beschäftigten ebenso wie bei Studierenden enorm an Attraktivität,“ so abschließend Vincent Lindner für die Initiative.
Die Pressemitteilung im PDF-Format finden Sie hier.