Die Inititative Uni Göttingen Unbefristet ist Teil des bundesweiten Netzwerks für Gute Arbeit in der Wissenschaft (NGAWiss.) und teilt die u.g. Forderungen der Kampagne Frist ist Frust, die NGAWiss. sowie die Gewerkschaften GEW und ver.di entwickelt haben. Auf dieser Basis haben wir einen offenen Brief an den nds. Minister für Wissenschaft und Kultur Björn Thümler geschrieben. Inzwischen haben das Göttinger Tageblatt und die HNA über unseren Brief berichtet. Im Folgenden dokumentieren wir den offenen Brief.
Sehr geehrter Herr Minister Björn Thümler,
die Inititative Uni Göttingen Unbefristet lädt Sie zum gemeinsamen Einsatz für bessere Beschäftigungsbedingungen an niedersächsischen Hochschulen ein.
Die Situation des wissenschaftlichen Mittelbaus an deutschen Hochschulen ist alarmierend. Der Bundesbericht wissenschaftlicher Nachwuchs liefert umfassende Belege für prekäre Beschäftigungsbedingungen und hohe persönliche Belastungen. Niedersachsen stellt dabei keine Ausnahme dar.
Die Hochschulen Niedersachsens spielen, wie Sie wissen, für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Zukunft des Landes eine entscheidende Rolle. Um weiterhin die Qualifizierung von Fachkräften für die Wirtschaft ,öffentlichen Dienst und weitere Tätigkeitsfelder zu gewährleisten sowie einen Beitrag zu wissenschaftlicher Innovation und Erkenntnisfortschritt zu leisten, bedarf es guter Arbeitsbedingungen . Die momentane Situation ist diesem Ziel nicht zuträglich. Tatsächlich werden die Mitarbeiter*innen an Hochschulen mit befristeten, oftmals in Teilzeit gehaltenen Arbeitsverträgen, und einem zu hohen Lehrdeputat konfrontiert. Das hat Konsequenzen für die Qualität des Studiums, sowohl in der Lehre als auch bei der Betreuung und Beratung von Studierenden, und wirkt sich auch negativ auf die tradierte Einheit von Lehre und Forschung bzw. die Qualität von Forschung aus.
Das hat Konsequenzen für die Qualität des Studiums, sowohl in der Lehre als auch bei der Betreuung und Beratung von Studierenden und wirkt sich negativ auf die Qualität von Forschung aus – kurz: unsere tradierte weil bewährte Einheit von Lehre und Forschung wird dadurch nachteilig beeinflusst.
Damit die Hochschulen ihrem gesellschaftlichen Auftrag nachkommen können, müssen die prekären Arbeitsbedingungen ein Ende finden.
Die Initiative Uni Göttingen Unbefristet hat es sich vor diesem Hintergrund zum Ziel gesetzt, die Beschäftigungsbedingungen des wissenschaftlichen und wissenschaftsunterstützenden Personals grundlegend zu verbessern. Das Mittel der Wahl ist eine breit angelegte Entfristungsoffensive.
Mit dem Zukunftsvertrag ‚Studium und Lehre stärken‘ entfällt der bisher von Hochschulleitungen häufig geäußerte Grund, dass der zeitlich befristete Finanzierungsrahmen lediglich befristete Arbeitsverhältnisse ermögliche. Bis 15.1.2020 sollen Sie eine Verpflichtungserklärung abgeben, die darlegen soll, welche landesspezifischen Ziele mit der Verwendung der Mittel verfolgt werden und welche Maßnahmen zur Zielerreichung geplant sind.
Wir fordern Sie dazu auf, bei der niedersächsischen Verpflichtungserklärung die Weichen zu Gunsten eines vitalen wissenschaftlichen Mittelbaus zu stellen. Geben Sie Forschung und Lehre Sicherheit, indem Sie Forschenden und Lehrenden Sicherheit geben.
Konkret fordern wir:
• Alle Stellen, die anteilig oder insgesamt aus Mitteln des Zukunftsvertrages finanziert werden, sind als dauerhafte Beschäftigungsverhältnisse einzurichten.
• Kein Etikettenschwindel: Die so neu zu schaffenden Dauerstellen dürfen kein Ersatz für ohnehin neu zu besetzende Dauerstellen sein oder durch neue befristete Stellen an den Hochschulen im Bundesland kompensiert werden.
• Bei den hinzukommenden Dauerstellen für wissenschaftliches und künstlerisches Personal darf es sich, um Betreuungs- und Arbeitsqualität zu sichern, nicht um Hochdeputatsstellen handeln. Die reguläre wissenschaftliche Vollzeit-Dauerstelle darf höchstens mit 8 Semesterwochenstunden Lehrverpflichtung verbunden sein.
Wir wissen von keinem aktiven Austausch Ihres Ministeriums mit Beschäftigten aus dem wissenschaftlichen Mittelbau in Hinblick auf die anstehende Verpflichtungserklärung. Gerne erläutern wir Ihnen auch kurzfristig die Situation des wissenschaftlichen, technischen und wissenschaftsunterstützenden Personals an der Universität Göttingen. Wir freuen uns über einen Terminvorschlag von Ihnen.
Wir bitten um Rückmeldung bis 14. Januar 2020.
Mit freundlichen Grüßen
Initiative Uni Göttingen Unbefristet