Anfang des Jahres hat eine unserer ersten Infoveranstaltungen stattgefunden. Am 23. Januar 2019 konnten wir Frauke Banse von Uni Kassel Unbefristet und Frank Ahrens von ver.di in einem gut besuchten Seminarraum als Gäste begrüßen.
Druck auf die Unileitung machen
Auch an der Uni Kassel sind über 90 Prozent des wissenschaftlichen Personals befristet angestellt. Selbst im technischen und administrativen Bereich ist eine Daueranstellung nicht mehr die Regel. Frauke hat die Kampagne in Kassel mitgegründet und uns über die Hintergründe der Initiative und die Kampagnenstrategie berichtet. Kassel Unbefristet hat schon einige Erfolge vorzuweisen (u.a. Unterschriftensammlungen mit über 1000 Unterschriften, dadurch initiiert eine außerordentliche Personalversammlung mit rund 450 Teilnehmer*innen und ganz schön viel öffentlicher Druck auf die Unileitung, denn inzwischen wird überregional über die Kampagne berichtet). Während des Vortrags sowie in einem Interview mit dem Kasseler Projekt OKG (Organisieren-Kämpfen-Gewinnen) hat Frauke deutlich gemacht, dass die Unileitung ganz direkt in der Verantwortung für bessere Arbeitsbedingungen steht und sich nicht hinter Bundes- und Landesregierungen verstecken kann:
In der Tat ist Hochschulpolitik vor allem Ländersache, und ja, die Gelder fließen so, als sei die Uni ein zeitlich befristetes Projekt und keine öffentliche Bildungseinrichtung, die es auch noch in 30 Jahren gibt.
Aber die Uni hat weit mehr Handlungsspielräume als sie vorgibt, und die Uni hat auch Einfluss auf diese Hochschulpolitik, sie ist nicht nur einfach ein bürokratisches Opfer. Wir müssen aus dem absurden Ping-Pong-Spiel herauskommen. In einem Spiel, in dem keine der politischen Ebenen zuständig ist, diese öffentliche Institution kontinuierlich so zu finanzieren, dass die Leute, die in ihr arbeiten, sich nicht wie auf einem Durchgangsbahnhof fühlen. In dem alle auf gepackten Koffern sitzen und in dem man zig Füße in allen möglichen anderen Türen haben muss, um nicht gleich wieder arbeitslos zu sein.
OKG – Ein Gespräch mit Frauke Banse
Ein Haustarifvertrag ist möglich
Frank Ahrens war in seiner Funktion als Gewerkschaftssekretär für den Bereich Bildung, Wissenschaft und Forschung bei ver.di bei uns. Er hat ergänzend zu Fraukes Vortrag in seiner Präsentation nochmal deutlich gemacht, dass das Wissenschaftszeitvertragsgesetz kein Muss für die Unis ist: keine Unileitung ist dazu verpflichtet befristet einzustellen, sondern könnte jederzeit entscheiden dem Entfristungsirrsinn ein Ende zu setzen. Zudem hat er uns über den besonderen Status der Uni Göttingen als Stiftungsuniversität informiert. Als Stiftungsuni ist es rechtlich möglich einen eigenen Haustarifvertrag mit den Angestellten abzuschließen. Eine Option, die wir in unserer Entfristungskampagne unbedingt stark machen wollen.
Wir bedanken uns herzlich bei Frauke und Frank für den Input und die Unterstützung!