Am Weltfrauentag 2022 in Göttingen waren wir mit dabei und haben u.a. diesen Redebeitrag gehalten:
Liebe alle,
Uni Göttingen Unbefristet ist eine Initiative von Beschäftigten der Universität Göttingen mit dem Ziel der umfassenden und gleichstellungsorientierten Entfristung von Mitarbeiter*innen in Wissenschaft, Technik und Verwaltung. Was das Thema Dauerbefristung mit Geschlechtergerechtigkeit zu tun hat, erklären wir euch gerne:
In den Strukturen der Universität machen sie Probleme in Sachen Gleichstellung bemerkbar. Da hätten wir die „Leacky Pipeline“ die undichte Leitung, in der zwar mehr Frauen ein Studium beginnen und auch abschließen, aber Führungspositionen in der Wissenschaft noch immer vor allem von Männern besetzt sind. Wo patriarchale Strukturen, Konkurrenzdenken, Machtmissbrauch bis hin zur körperlichen Gewalt an Frauen (wie wir in einem aktuellen Gerichtsverfahren gegen einen Göttinger Professor sehen müssen) leider zum Alltag von Universitätsmitarbeiterinnen gehören. Davon sind Mitarbeiter*innen in Wissenschaft, Technik und Verwaltung genauso betroffen wie Studierende. Studentische Hilfskräfte und Lehrbeauftragte sind zudem aufgrund ihres Status an der Uni und ohne gewählte Vertreter*innen besonders vulnerabel.
Die Uni sagt, sie wollte Gleichstellung: mit dem Unterzeichnen der Charta der Vielfalt, der Teilnahme am Professorinnen Programm und in jeder ihrer Stellenausschreibungen. Stellen, die leider viel zu oft befristet sind. Fast 90% des wissenschaftlichen Personals an der Universität Göttingen jenseits der Professur ist befristet und immerhin über 25% des Personals in Technik und Verwaltung. Frauen finden sich zudem oftmals in Zwangsteilzeit wieder, arbeiten aber 100%.
Auch Gleichstellungsarbeit ist an der Universität oftmals nicht mit Daueraufgaben versehen, wird als „Projekt“ behandelt, oder etwas, das Doktorandinnen neben ihrer „Qualifikation“ doch mal so „nebenbei“ machen könnten.
Die Antidiskriminierungsberatung und die Trans*Beratung für Studierende sind nur 2 Stellen, die in den letzten Jahren ersatzlos ausgelaufen sind und es der Uni nicht wert waren, auch nur befristet verlängert zu werden. Dagegen haben wir zusammen mit den Studierenden protestiert.
Stattdessen sollen jetzt die größtenteils ehrenamtlichen Gleichstellungsbeauftragten der Universität, darunter zahlreiche in befristeten Arbeitsverhältnissen, diese Aufgaben übernehmen, obwohl sie dafür weder psychologisch noch rechtlich oder fachlich qualifiziert sind. Das darf nicht sein!
Gleichstellung als Ehrenamt an der Universität ist leider eine weitere Form von oftmals weiblicher Selbstausbeutung. Wir haben andere Aufgaben (Forschung, Lehre, Koordination von Studiengängen und anderen Beratungsangeboten) und schon dafür auf einer halben Stelle oftmals viel zu wenig Zeit.
Dabei braucht grade Gleichstellungsarbeit zuverlässige Strukturen! Denn systemische Probleme lassen sich nun einmal nicht durch kurze Maßnahmen lösen! Das sagt uns auch die Wissenschaft.
Darum fordern wir von unserer Universität, aber auch vom Land und dem Bund: die Schaffung von Dauerstellen für Daueraufgaben aus den Mitteln des Zukunftsvertrags Studium und Lehre, von dem, nach Entscheidung unseres Präsidiums, aktuell nur 25% für Dauerstellen genutzt werden.
Wir fordern Dauerstellen für Daueraufgaben, weil Befristungen es Frauen unmöglich macht, selbstbestimmte Entscheidungen für die Zukunft zu treffen und Gleichstellungsarbeit eine Daueraufgabe ist!
Und alle Kolleg*innen, die heute hier sind, fordern wir auf: Organisiert euch! Schließt euch unserer Initiative an, tretet in eine Gewerkschaft ein! Wir sind viele und wir können etwas verändern!