Fakt ist: Es wird durch Ortswechsel, Familiengründungen, Verrentung, Wechsel in andere Arbeitsbereiche und nicht zuletzt die Bewerbung auf andere Stellen mit neuen Forschungsschwerpunkten immer auch Wechsel in den Abteilungen geben. Man muss sich bei diesem Argument letztlich über zwei Dinge im Klaren sein: erstens ist es häufig wohl eher ein Vorwand zur Rechtfertigung der Befristungen, während die Universität sich in Form unbezahlter Überstunden unentgeltlich die Arbeitskraft derjenigen aneignet, die auf diese Weise „motiviert“, sprich unter Druck gesetzt werden. Zweitens wird hier ein Bild von Wissensproduktion und Wissensvermittlung gezeichnet, dass die Bedeutung von Kontinuität, stabilen Kooperations- und Betreuungsbeziehungen sowie Vertrautheit mit dem Forschungsfeld völlig ignoriert. Anders formuliert: Wie gut kann eine Idee, ein Experiment oder eine empirische Analyse von einer Person sein, die gedanklich ständig damit beschäftigt ist, sich nach dem nächsten Job umzusehen? Wie produktiv können Arbeits- und Forschungszusammenhänge sein, die durch ständige Fluktuation permanent aufgesprengt werden? Vielleicht sind Wissenschaftlerinnen, die diese Herausforderungen nicht bewältigen müssen, sogar viel innovativer? Mit Sicherheit im Rücken haben sie den Kopf frei für neue Ideen. Und mit Sicherheit können Studierende besser betreut und auf Abschlussarbeiten vorbereitet werden, wenn Dozentinnen nicht dauernd wechseln. Zudem: Wer das Argument des Innovationsstopps teilt, spricht zugleich indirekt den Personen ihr Innovationspotential ab, die bereits auf unbefristeten Stellen sitzen – in der Mehrheit Professor*innen. Seltsamerweise hat von dieser Gruppe noch nie jemand eine dauerhafte Befristung gefordert.